Liebe HSV‘er
mit Beginn der aktuell laufenden Bundesligasaison 2009/2010 erreichte uns die Nachricht, dass OFC-Bestellungen für Auswärtsspiele zukünftig erst ab einer gewissen Mindestmenge (4 Stück) Beachtung finden würden. Begründet wurde dies damals damit, dass es (vornehmlich im Raum HH?) eine steigende Anzahl von „Familien-OFC´s“ gebe, die sich ausschließlich deshalb gegründet hätten, um Karten bestellen zu können. Außerdem sei der Verwaltungsaufwand mit der rasant steigenden Zahl von „Kleinstbestellungen“ unverhältnismäßig gestiegen. Auch wenn uns diese Maßnahme damals schon ärgerte, weil sie uns als vergleichsweise kleinen OFC hart trifft, haben wir sie vor dem Hintergrund der einleuchtend klingenden Begründungen stillschweigend hingenommen.
Aktuell wirft aber das vom HSV angekündigte Verfahren zur Ticketbestellung für den saisonabschließenden Auswärtssieg am 8. Mai in Bremen aus unserer Sicht massive Fragen auf. Denn das Procedere sieht bekanntlich vor, dass die einzelnen OFCs entlang ihrer in der gesamte Saison getätigten Auswärtsbestellungen mit Karten versorgt werden.
Dies ist in unseren Augen grob ungerecht, da es eine zweite Benachteiligung unseres Fanclubs darstellt: Erst wurden wir während der Saison von einer Reihe von OFC-Vorverkäufen von vornherein ausgeschlossen, wenn wir statt der Mindestmenge von 4 Tickets nur 3 bestellen konnten und dann auf Ticketkäufe unserer Mitglieder außerhalb des OFC-VVK zurückgreifen mussten. Unsere Benachteiligung als Fanclub unter der Saison führt dann zwangsläufig zur zweiten Benachteiligung am Ende der Saison, wenn es um die Verteilung der Tickets in Bremen geht. Die Tatsache, dass man in Bremen das Stadion endlich mal umbaut und deshalb das Gästekontingent kleiner ausfällt, ist dabei nicht zu kritisieren. Irgendwann ist halt jedes Stadion einmal voll. Es ist auch nicht zu kritisieren, dass die Tickets nur personalisiert ausgegeben werden sollen – das sind wohl leider die Zeichen der Zeit.
Aber, wie bereits weiter oben erwähnt, ist die Einschränkung auswärtiger OFCs ja nicht dadurch gegeben, dass der Away-Bereich in Bremen verkleinert wurde. Die Einschränkung wird dadurch begründet, dass man quasi die OFCs mit Tickets für das Spiel in Bremen belohnen will, die auch in der ganzen Saison auswärts gefahren sind – was nicht logisch ist, denn das Recht bzw. die Möglichkeit, als OFC „offiziell“ auswärts zu fahren, wurde durch die Mindestabnahmemenge an Tickets vom HSV bereits vorweg eingeschränkt. Dies ist eine eindeutige Bevorzugung bestehender größerer OFCs und eine ungerechte und ungerechtfertigte Benachteiligung neuer, kleinerer oder im Aufbau befindlicher OFCs. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass eine Bustour mit 50 HSV‘er aus der Region Berlin/Brandenburg in Zusammenarbeit mit dem Fanclub Teltow Fläming zum Saisonabschlussspiel organisiert war, die bedauerlicherweise nun ausfallen muss.
Hinzu kommt ein zweiter bedenkenswerter Punkt: Wir haben den Eindruck, dass in Hamburg offensichtlich nicht reflektiert wird, dass für auswärtige OFCs JEDES Spiel des HSV ein Auswärtsspiel ist, eine Reise geplant, organisiert und durchgeführt werden muss. Wir beklagen uns nicht darüber, schließlich ist der HSV unsere große Leidenschaft! Aber dann wäre es indiziert, wenn für solche Ereignisse wie das Spiel in Bremen auswärtige OFCs eben auch die Ticketkäufe für Heimspiele in die Rechnung aufgenommen werden. Das aktuell geltende Verfahren ist schlicht weder sachgerecht noch fair.
Es ist ja ehrenwert, wenn HSV und Supporters Club die Erhöhung der Organisierung von HSV-Fans in ganz Deutschland in Form von Supporter-Treffs fördern wollen. Doch in Kneipen rumsitzen und den HSV auf Leinwand zu bestaunen, ist aus unserer Sicht nur der erste Schritt der Aktivierung. Die HSV Fanszene Berlin wollte und will die Fans aus der Kneipe ins Stadion holen. Dort gehört Support hin, oder? Die derzeitige Ticketvergabepraxis macht es uns nicht gerade einfacher, mit mehr als den üblichen 3 bis 15 Fans ins Stadion zu gelangen. Wenn die propagierte Förderung der überregionalen Fanstruktur und Fankultur mehr als ein Lippenbekenntnis aus Hamburg sein soll, müsste sich das aus unserer Sicht auch in Taten niederschlagen.
Wir würden uns mehr praktisches Verständnis für die Belange auswärtiger OFCs wünschen. Wir regen an, bei zukünftigen Spielen mit derart knappen Ticketkontingenten wie in Bremen einen Verteilungsschlüssel zu finden, der gerechter ist. Wir regen außerdem an, dass darüber nachgedacht wird, wie man die Fahrtentätigkeit auswärtiger OFCs auch zu Heimspielen beachtet.
Zu unserer Kritik und zu unseren Anregungen freuen wir uns auf Eure Antwort. Wir wollen ja zu diesem Thema den Dialog und Austausch. Wir werden diesen Brief daher auch auf unserer Homepage veröffentlichen und andere OFCs – aus HH wie aus der ganzen Republik – zur Diskussion um diese Punkte einladen.
Unterzeichner Vorstand OFC HSV Fanszene Berlin